Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtliches Lesebuch - S. 214

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
214 Xv. Maurenbrecher, Die schleswig-holsteinsche Frage. Christian Viii. und Friedrich auf den Thron zu steigen haben; Holstein würde dann dem Angnstenburger Herzog zufallen. Aber wenn wirklich ein fo großes Jntereffe in Dänemark vorhanden war, alle die Länder in bisherigem Umfange vereinigt zu erhalten, war es dann notwendig das schleswig-holsteinsche Erbrecht zu Gunsten der Dänen umzubiegen? Oder lag es nicht näher, in Dänemark die Berfassung zu ändern, um dem Augusteuburger einen Erb-anspruch auf Dänemark zu schaffen? Dann wäre gar kein Konflikt zwischen Deutschland und Dänemark entstanden. Für jene Prinzessin Charlotte und ihren hessischen Gemahl interessierte sich überhaupt kein Mensch; dies Paar zu übergehen hätte keine irgendwie erheblichen Interessen verletzt. Seit der Thronbesteigung Christians Viii. waren die Erwägungen und Überlegungen aller einschlagenden Möglichkeiten unter den Dünen begonnen. Aber die Entscheidung entsprang nicht aus einer kaltblütigen Abwägung der Landesinteressen, sondern aus persönlichem Gefühle. Der Augusteuburger Prinz war sehr unbeliebt bei den Dänen, persönlich verzankt mit König Christian Viii. und ebenso mit dem Kronprinzen Friedrich; er war ein unliebenswürdiger und sehr unangenehmer Mensch; so entschloß man sich in Dänemark festzuhalten ebensowohl an dem Charakter des Gesamtreiches als auch an der weiblichen Nachfolge in Dänemark und Schleswig; und da Holstein eng mit Schleswig verbunden bleiben mußte, so würde in Holstein dasselbe dänische Erbrecht neu einzuführen sein. Den Ausschluß des Augustenburgers verkündigte in der That der sogenannte offene Brief des dänischen Königs vom 8. Juli 1846; er enthielt eine ganz offenkundige, unverhüllte, nackte Verletzung des deutschen Fürstenrechtes. Sofort erhob sich Widerspruch in Schleswig und Holstein; auch der Deutsche Bund regte sich; ganz Deutschland hallte wieder von sittlicher und politischer Entrüstung über die Unverschämtheit der Dänen. 1848 erhoben sich die Herzogtümer, es kam zum ersten Kriege zwischen Deutschland und Dänemark um die Befreiung der Herzogtümer. 1848 war in Dänemark der kinderlose Friedrich Vii. auf dem Throne gefolgt, der letzte des Hauses, der an der Willensmeinung des Vaters von 1846 festhielt, an der staatsrechtlichen Einheit zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen war bereit, das Recht des Augustenburgers zu schützen, dessen Sache in ganz Deutschland sehr populär geworden. Die Er-

2. Geschichtliches Lesebuch - S. 216

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
216 Xv. Maurenbrecher, Die schlesivig-holsteinsche Frage. Handlungen zwischen Dänen und Russen über das Erbrecht führten schließlich noch zu einem anderen Ausweg hin. Zum Erben der Gesamtmonarchie erhob man den Prinzen Christian von Glücksburg. Dieser Glücksburger hatte die Prinzessin Luise von Hessen geheiratet, die Tochter jener Charlotte, die Schwester des Prinzen Friedrich. Den Hessen entschloß man sich zu übergehen und alle verschiedenen Ansprüche auf dies Paar, den Prinzen Christian von Glücksburg und die Prinzessin Luise von Hessen zusammenzulegen: so wurde am 5. Juli 1851 in dem Warschauer Protokoll verfügt; lauge Verhandlungen zwischen Russen und Dänen, zwischen Österreichern und Preußen waren vorausgegangen, ein Diktat des Kaisers Nikolaus von Rußland hatte die letzte Entscheidung gegeben. Der König von Preußen hatte betont, ein Augusteuburger Familienrat müßte vorher gehört werden und seine Zustimmung zu der Verabredung im europäischen Interesse geben. Es wurden Verzichturkunden der sämtlichen Prätendenten beigebracht. Dem Augusten-bnrger gegenüber handelte es sich um eine Abfindung für sein besseres Recht auf Holstein, eventuell um den Verkauf der Güter, die er in den Herzogtümern besaß. Der König von Preußen übertrug 1851 die Verhandlungen über die Abfindung des Augustenburgers seinem neuen Bundestagsgesandten Herrn v. Bismarck, der also sogleich im Beginn seiner amtlichen Laufbahn mit dem Augusteuburger zu thun hatte. Besonders die englische Politik hatte diesen Ausweg empfohlen, um alle etwaigen späteren Bedenken gründlich und für immer ans der Welt zu schaffen. Die Entschädigung sollte dem gesamten Hause gegeben werden; der Herzog von Augustenburg würde also für sich, seine Brüder und Söhne den Verzicht zu leisten haben. Die Verhandlungen, die Bismarck führte, gingen sehr langsam von statten; man forderte, man machte Einwände; rechtliche Zweifel wurden hin und her erhoben. Endlich machte Dänemark am 31. März 1852 ein Angebot: die Augusteuburgischen Güter sollte der Augustenburgische Herzog an den König von Dänemark verkaufen für 23/4 Millionen Thaler; er sollte versprechen seinen Wohnsitz außerhalb der dänischen Länder zu suchen und niemals der neuen Ordnung über die Thronfolge im dänischen Reiche und den Herzogtümern entgegen zu treten. Die natürliche Voraussetzung war, daß der Augusteuburger Herzog sich und seine Söhne durch die Annahme einer solchen Abfindungssumme für gebunden erachten würde; er gab am 22. April die Erklärung ab, daß seine Söhne zugestimmt hätten; besondere Urkunden

3. Geschichtliches Lesebuch - S. 216

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
216 Xv. Maurenbrecher. Die schleswig-holsteinsche Frage. Handlungen zwischen Dänen und Russen über das Erbrecht führten schließlich noch zu einem anderen Ausweg hin. Zum Erben der Gesamtmonarchie erhob man den Prinzen Christian von Glücksburg. Dieser Glücksburger hatte die Prinzessin Luise von Hessen geheiratet, die Tochter jener Charlotte, die Schwester des Prinzen Friedrich. Den Hessen entschloß man sich zu übergehen und alle verschiedenen Ansprüche auf dies Paar, den Prinzen Christian von Glücksburg und die Prinzessin Luise von Hessen zusammenzulegen: so wurde am 5. Juli 1851 in dem Warschauer Protokoll verfügt; lange Verhandlungen zwischen Russen und Dänen, zwischen Österreichern und Preußen waren vorausgegangen, ein Diktat des Kaisers Nikolaus von Rußland hatte die letzte Entscheidung gegeben. Der König von Preußen hatte betont, ein Augustenburger Familienrat müßte vorher gehört werden und seine Zustimmung zu der Verabredung im europäischen Interesse geben. Es wurden Verzichturkunden der sämtlichen Prätendenten beigebracht. Dem Augusten-burger gegenüber handelte es sich um eine Abfindung für sein besseres Recht auf Holstein, eventuell um den Verkauf der Güter, die er in den Herzogtümern besaß. Der König von Preußen übertrug 1851 die Verhandlungen über die Abfindung des Augustenburgers seinem neuen Bundestagsgesandten Herrn v. Bismarck, der also sogleich im Beginn seiner amtlichen Laufbahn mit dem Augustenburger zu thun hatte. Besonders die englische Politik hatte diesen Ausweg empfohlen, um alle etwaigen späteren Bedenken gründlich und für immer ans der Welt zu schaffen. Die Entschädigung sollte dem gesamten Hause gegeben werden; der Herzog von Angnstenburg würde also für sich, seine Brüder und Söhne den Verzicht zu leisten haben. Die Verhandlungen, die Bismarck führte, gingen sehr langsam von statten; man forderte, man machte Einwände; rechtliche Zweifel wurden hin und her erhoben. Endlich machte Dänemark am 31. März 1852 ein Angebot: die Augusteuburgischeu Güter sollte der Augustenburgische Herzog an den König von Dänemark verkaufen für 23/4 Millionen Thaler; er sollte versprechen seinen Wohnsitz außerhalb der dänischen Länder zu suchen und niemals der neuen Ordnung über die Thronfolge im dänischen Reiche und den Herzogtümern entgegen zu treten. Die natürliche Voraussetzung war, daß der Augustenburger Herzog sich und seine Söhne durch die Annahme einer solchen Abfindungssumme für gebunden erachten würde; er gab am 22. April die Erklärung ab, daß seine Söhne zugestimmt hätten; besondere Urkunden

4. Geschichtliches Lesebuch - S. 224

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
224 Xv. Maurenbrecher, Die schleswig-holsteinsche Frage. Auf die Nachricht vom Tode des dänischen Königs erschien sofort am 16. November ein Patent des Herzogs von Augusteuburg, der sich hier ohne weiteres Herzog von Schleswig und Holstein Friedrich Viii. nannte. Nachdem sein Vater Herzog Christian verzichtet hätte, wollte er kraft seines Erbrechtes die Regierung antreten; er bestätigte die Landesverfassung von 1848 und rief den Deutschen Bund um Hülfe an. Der Rechtsboden seines Auftretens war ein sehr zweifelhafter: denn der Verzicht auf die Erbfolge war dem alten Herzoge 1852 bezahlt worden; wie konnte er ein Recht, das er gegen Bezahlung den Dänen abgetreten hatte, von sich aus noch einmal auf seinen Sohn übertragen? So lange der Vater lebte, war jedenfalls der Rechtsanspruch des Sohnes unmöglich. Aber solche Erörterungen blieben damals ganz ohne Echo und ohne Beifall. Das Erbrecht des legitimen Herzogs auf der einen, das Selbstbestimmungsrecht eines deutschen Volksstammes auf der anderen Seite, diese beiden Motive wurden geltend gemacht. Der Nationalverein erließ sofort eifrige Erklärungen für den Angnsten-burger; allenthalben in Deutschland gab es Adressen, Petitionen und Volksversammlungen, die an ihre einzelnen Laudesfürsten und an den deutschen Bundestag ihre Erklärungen richteten, alle zu Gunsten des „angestammten" Herzogs von Holstein und Schleswig. Bisher war der Erbprinz ziemlich unbekannt geblieben; er war persönlich ein ganz unbedeutender Mann; erst seit 1856 war er etwas mehr hervorgetreten; erst als der Konflikt mit Dänemark sich zugespitzt hatte, regte er sich in etwas größerer Thätigkeit. Im November 1863 eilte er nach Gotha und stellte sich unter die Fittiche des Herzogs Ernst. Es bildete sich dort ein Angustenbnrgisches Ministerium in partibus infidelium; man machte Anleihen und rüstete ein Freiwilligenkorps aus für den bevorstehenden Freiheitskampf der Herzogtümer. Herzog Ernst beeilte sich schon am 24. November auch den Kaiser von Österreich um seine Hülfe anzugehen und vor allen Dingen ihn darauf aufmerksam zu machen, daß er die preußischen Pläne einer Annexion von Schleswig-Holstein rechtzeitig durchkreuzen müsse. Der Deutsche Bund sah sich von zwei Prätendenten, dem Könige von Dänemark und dem Angusteuburger, angerufen. Wenn man den Augustenbnrger als erbberechtigten Herzog anerkannte, dann siel die Exekution des Bundes natürlich weg; blieb man bei der schon beschlossenen Exekution gegen Dänemark, so hieß das nichts anderes als

5. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 349

1865 - Göttingen : Deuerlich
349 Stadt Hannover, und "Albrecht bekam die Länder Braunschweig, Kalenberg, Güttingen, das Land vor dem Harze und das Eichsfcld; mehrere Theile regierten sie gemeinschaftlich. So entstanden die braunschweig-lüncburgische und die braunschweig-wolfcnbüttelsche Linie. Sehr oft gingen nachher noch verschiedene Theilungen vor, und verschiedene Linien, namentlich auch die brannschweig-wolsen? büttelsche, starben ganz aus. 4. Alle Länder' der ausgestorbenen Linien fielen an die Söhne Ernst des Bekenners: Heinrich und Wilhelm. Es entstanden nun zwei neue Linien: Heinrich ist der Stammvater der brann- schwcig-wolfenbnttelschen Linie, zu der die jetzigen Herzöge von Braunschweig gehören, Wilhelm aber der Ahnherr der braunschweia- lnnebnrgischen Linie, welche über Hannover herrscht. Herzog Wil- helm mit dem Beinamen des Frommen oder Gerechten, besaß auch anfangs nur das Fürstenthum Celle, erbte aber 1572 die Graf- schaft Hoya und 1536 die Grafschaft Diepholz. Sein Sohn Georg, der sich durch seine Thaten im dreißigjährigen Kriege aus- zeichnete und zuerst seine Residenz von Celle' nach Hannover ver- legte, erhielt auch noch 1617 Grnbenhagen, und 1634 Kalen- berg und Göttingen. Georgs Söhne hatten zwar wieder eine Theilung vorgenommen, wodurch die beiden Linien Lüneburg und Kalenberg cntftcuibeu waren. Jene starb aber schon 1705 mit Georg Wilhelm wieder ans, und durch eine Heirat zwischen Georg Ludwig, dem Sohne des Herzogs Ernst August voll Kalenberg, mit der Tochter des Herzogs Georg Wilhelm, der Prinzessin Sophie Dorothea, welche später als Gefangene im Schlosse Ahlden st^rb, wurden die getrennten Besitzungell wieder vereinigt. — Schon vorher war das Herzogthnm Lancnburg und der nördliche Theil voll Lülleburg hinzu gekommen. Auch hatte Ernst August im westfälischen Frieden das Biöthllln Osnabrück erhalten, das er aber nur als Bischof besaß, bis cö 1802 ganz mit Hannover verbilligt wurde. Dieser Ernst August war der- selbe, welcher wegen seiner dem Kaiser inld Reiche geleisteten Dienste 1692 zum Kurfürsten erhoben wurde. Boil jetzt all hieß also das Land das K n r f ü r st e n t h u m -B r a n n s ch w e i g - L ü ncburg. 5. Seiil Sohn, Georg Ludwig, folgte im Jahre 1714 als Ur- enkel König Jacob I. llnd als nächster protestantischer Verwandter der Königin Anlla von England derselben unter dem Namen ©corgl.' auf dem englischen Königsthrone. Unterseiner Negie- rung kamen die Herzogtümer Bremen und Verden, welche frü- her dem Könige von Schweden gehört hatte, 1715 zum Kürfürsten- thume hinzu. Ihm folgte in der Regierullg fein, lnn Küliste und Wissenschaften hochverdienter Sohn, Georg Ii., der durch seinen Minister voll Münchhausen 1737 die Universität Güttingen einrich- ten ließ. Da sein ältester Sohn noch vor ihm starb, so kam die Regierung nach seinem Tode an seinen Enkel, Georg Iii., welcher voll 1760 bis 1820 regierte und zum Glücke seiner Unterthanen

6. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 328

1865 - Göttingen : Deuerlich
328 starkes, treues Wort einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Erich sandte ihm einbecksches Bier in silberner Kanne in seine Herberge. Verwundert fragte Luther, welcher Fürst seiner also in Gnaden gedenke, und alö er hörte, daß ein Papistischer Herr, der selbst zuvor aus der Kanne getrun- ken, ihm die Gabe zugeschickt habe, da trank auch er und sprach: „Wie Herzog Erich meiner gedacht hat, also gedenke seiner der Herr Christus in seinem letzten Kampfe." Der Herzog gedachte in seinen, letzten Stünd- lein dieser Worte und begehrte von dein ihn bedienenden Edelknaben Franz von Cramm, daß er ihn mit evangelischem Troste erquicken möge. Seine Gemahlin war Elisabeth, Tochter des Kurfürsten Joachim k. von Brandenburg. Sie war evangelisch geworden, und Erich ließ seine herzliebe Ilse, wie er sie nannte, gewähren; denn er wußte, daß sie um ihres Gewissens willen also that. Wo sie die Reformation förderte, hinderte Erich sie nicht. So kam es, daß die evangelische Lehre bald in den Fürstenthümern Eingang fand. In Göttingen, Münden, Nort- heim und andern Städten des Fürstenthums waren schon früh evangeli- sche Prediger; Hannover hatte schon 1524 eine große Anzahl von An- hängern Luthers. Elisabeth berief 1540 den Prediger Anton Corvi»us nach Münden; er sollte die Reformation sicher und ruhig zum Ziele führen. Geschäf- tige Diener meldeten dem Herzoge, daß Corvinuö angekommen sei. Er erwiderte: „Weil uns die Frau in unserm Glauben nicht hindert, so wollen auch wir sie in ihrem Glauben ungehindert und „„betrübt lassen. 2. Nach seinem Tode, der noch im Jahre 1540 erfolgte, führte Elisabeth die vormundschaftliche Regierung für ihren zwölfjährigen Sohn Erich den Jüngern und verfolgte nun mit desto größerer Festigkeit ihr Ziel. Nachdem 1541 auf dem Landtage zu Pattensen die Landstände in die Einführung der Reformation gewilligt hatten, arbeitete Corvinuö auf Befehl Elisabeths eine Kirchenordnung aus und unternahm dann mit anderen Herren eine Kirchenvisitation. Die Misbrüuche, welche sie vor- fanden, stellten sie ab. Auch die Klöster bekamen von der Fürstin eine neue Ordnung. „Mir ist glaubhaft berichtet," schrieb sie ihnen, „daß ihr euch in das göttliche und hochwürdige Werk des Herrn, welches wir seit zwei Jahren rein, lauter und klar zu predigen befohlen, zu schicken wenig geneigt seid. Nun ist es unser Amt als einer regierenden Für- stin, Gottes Wort bei unsern Unterthanen überall zu fördern. Darum haben wir für nöthig erachtet, weil eure Wohlfahrt und Seligkeit uns kümmert, eine sonderliche Ordnung für euch stellen zu lassen, die ihr mit Treue auslegen und beobachten wollet." Sie selber besuchte die Kloster, um zu sehen, ob darin auch nach der neuen Ordnung gelebt werde, während Corvinuö allen möglichen Fleiß anwandte, das liebe Wort in Schwung zu bringen, daß es in Pfarrkirchen und Klöstern angenommen werden möchte. Elisabeth war eifrig bemüht, in ihrem Sohne einen treuen christ- lichen Fürsten heranzuziehen. Er wurde vor allen Dingen in der heili- gen Schrift unterrichtet; es schien ein fester Grund zu einem frommen und stillen Fürstenleben in ihm gelegt. Alö sie ihm die Regierung über-

7. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 366

1865 - Göttingen : Deuerlich
366 del. — Christiania ist die Hauptstadt von Norwegen, Scehandel. Bergen an der Norvsee, bedeutender Handel mit Holz, Heringen rc. Hoch im Norden geht die Sonne im Sommer mehrere Wochen lang nicht unter; aber im Winter bleibt sie auch eben so lange unsicht- bar. Tanne und Birke schrumpfen zuletzt zu Zwergen zusammen, die hinter Klippen und Schluchten Schutz suchen. Endlich hören sie ganz auf, und nur Heidekraut, Moos und Flechten bleiben noch zu sehen. Dort wohnt der Lappländer. Er kann mit seinen breiten Backen- knochen, der kleinen platten Nase, den geschlitzten, dunkeln Augen, dem weiten Munde, der gelblichen Hautfarbe seine mongolische Abkunft nicht verleugnen und steht wegen deö Naucheö seiner Hütte wie geräuchert aus. Sein Reichthum ist das Rennthier; ohne dieses könnte er in Lapp- land gar nicht leben. Es ist so groß wie ein Hirsch und hat schauf- lichte Geweihe, mit welchen es das Rennthiermoös, wovon es lebt, im Wintev selbst unter dem Schnee hervor scharrt, weshalb man für die Erhaltung des Rennthiers gar keine Sorge zu tragen braucht. Die Lappländer brauchen sein Fleisch und die Milch zur Nahrung, die Felle zu Bettdecken, Zelten und Kleidern, die Sehnen statt des Zwirns und verfertigen aus den Geweihen verschiedene Dinge. Es dient überdies zum Ziehen und Lasttrqgen; an einen Schlitten gespannt, soll es in einem Tage 18 bis 20 Meilen zurücklegen. Die Königreiche Schweden > und Norwegen (13,800 Ihm. mit 5 Mill. Einw.) sind erst seit 1814 vereinigt. Früher gehörte Norwegen, wie schon gesagt, zu Dänemark. Aus dem 30jährigen Kriegt ist euch auch schon der Schwedenkönig Gustav Adolf bekannt, der sich der Protestanten annahm und herrliche Siege erfocht, aber im Jahre 1632 in der Schlacht bei Lützen das Leben verlor. Er hinterließ eine sechs- jährige Tochter Christine, welche nach ihrer Volljährigkeit die Negie- rung über Schweden übernahm, aber im Jahre 1654 die Krone an ihren Vetter, den Prinzen Karl Gustav von Zweibrücken abtrat, und nachdem sie sich eine Zeit lang in Paris aufgehalten hatte, ihr Leben zu Nom beschloß. Die Krone Schwedens ging nach und nach auf mehrere fürstliche Häuser über. Im Jahre 1800 wurde Karl Xiii. König. Da er kinderlos war, so ernannte er den Prinzen Christian von Holstein- Sonderburg-Augustenburg zum Kronprinzen; allein dieser starb plötzlich, und es wurde hierauf der französische Marschall Bernadotte zum Kronprinzen erwählt, welcher auch unter dem Namen Karl Johann von 1818 bis 1844 als König über Schweden herrschte. Nach seinem Tode kam die Krone an seinen Sohn Oskar. 176. Fortsetzung. (Spanien und Portugal.) (10. 11.) Ganz im Südwesten Europas streckt sich die schöne py- renäische Halbinsel, fast von der Größe unsers deutschen Vater- landes, in den großen atlantischen Ocean hinaus, so weit nach Süden, daß sie beinahe an den heißen Erdtheil Afrika hinanreicht. Zwei König- reiche, Spanien und Portugal, befinden sich auf ihr. Ein herrlicher, blauer Himmel spannt sich über die zum Theil himmelhohen Gebirge

8. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 368

1865 - Göttingen : Deuerlich
368 Inseln kn men hierauf in Spaniens Besitz. Dieser Besitz wurde für Spa- nien eine Quelle des Reichthums, indem aus Amerika, vorzüglich aus dem goldreichen Peru, außerordentlich viel Gold und Silber nach Spa- nien kam. Da aber unter den Einwohnern sehr wenig Betriebsamkeit herrscht, indem z. B. die reichen Schätze, welche die spanischen Berge hegen, un- bebaut liegen, so ist dort drückender Geldmangel zu Hause, und manche Städte haben an Einwohnerzahl bedeutend abgenommen; ja, statt der ehemaligen großen Kriegsflotte hat Spanien nur noch ein paar Kriegs- schiffe. — In den neueren Zeiten sind in Spanien große Veränderungen vorgegangen. Napoleon wollte auch da schalten und walten und sandte im Jahre 1807 bedeutende Heere dahin. Das spanische Volk erhob sich aber gegen seine Unterdrücker. Landwehren entstanden in den Gebirgen; die Engländer standen ihnen bei, wobei auch unsre Landsleute in rer englisch-deutschen Legion mitkämpften, und so wurden sie von Napoleon nie ganz bezwungen. Was vermag ein Volk, wenn es einig ist und mit Gottes Hülfe aus Liebe zri König und Vaterland kämpft! — Seit 1833 sieht es besonders traurig in Spanien aus. In diesem Jahre starb der König Ferdinand Vll. Er hinterließ ein Töchterchen, Jsa- bella, die er zur Thronerbin machte. Da aber sein Bruder Don Carlos nach dem Staatögesetz Anspruch auf den Thron zu haben glaubte, so führte dies blutige und verheerende Kriege herbei. Als endlich Don Carlos flüchten mußte, begann ein neues Streiten über den Besitz der Regentschaft. Seit 1855 ist nun wohl Jsabella Königin; aber Spanien bleibt doch immer noch der Tummelplatz von Verwickelun- gen und Ränken. Im Königreiche Portugal ist Lissabon die Hauptstadt. Sie ist eine der am schönsten gelegenen Städte. Der Portugiese, der sonst frei- lich gern prahlt, sagt doch hier ohne Uebertreibung tut Sprichwort: Wer Lissabon nicht gesehen hat, hat nichts gesehen. Das Innere der Stadt aber ist nicht erfrenlich; die Straßen sind eng, krumm, schmutzig und voll herrenloser Hunde. Ein großer Theil von Lissabon wurde im Jahr 1755 durch ein Erdbeben zerstört, wobei über 30000 Menschen ihr Leben verloren. Auch Porto oder Oporto, wovon Portugal den Namen hat und von tvo aus viel Wein versandt tvird, ist zu merken; sie liegt an der Mündung des Duero und hat 82000 Einw. Die Portugiesen waren vor 300 Jahren das reichste, thätigste, un- ternehmendste und eins der mächtigsten unter den europäischen Völkern; jetzt sind sie, wie die Spanier, in Trägheit und Armut versunken. Auch Portugal wurde, wie Spanien, im Jahre 1807 von den französischen Heeren überzogen. Die damalige, königliche Familie, zugleich im Besitze von Brasilien in Südamerika, wurde von den Franzosen vertrieben, stüchtete nach Brasilien und verlegte die Residenz nach Rio Janeiro, der Hauptstadt von Brasilien. — Don Petro, Kaiser von Brasilien und König von Portugal, trat das Königreich Portugal an seine Toch- ter Donna Maria ab. Da sie aber noch minderjährig war, so wurde der Bruder des Kaisers, Don Miguel, im Jahre 1827 mit der Re- gentschaft beauftragt. Allein bald nach dem Antritte seiner Regentschaft

9. Erziehender Geschichtsunterricht - S. 90

1912 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
90 Kavallerie hatte, da half ihm dieser Oberst von Steten, prchtige neue Reiterregimenter auszubilden, sowohl Dragoner, das war die schwere Ka-vallerie, wie Husaren, das war die leichte Kavallerie. Diese beiden Arten von Kavallerie haben wir auch heute noch, aber es sind die K-rassiere und Ulanen die schwere, Husaren und Dragoner die leichte Ka-vallerie, und die Dragoner haben beinahe Jnsanterieuuisorm, nur ist ihr Waffenrock hellblau, und die Mtze hat keinen Schirm, und sie haben na-trlich die Reiterstiesel und Reiterwaffen. Damals aber waren die Dra-goner, was jetzt die Krassiere sind. Und der beste Dragoneroberst war der Oberst von Seydlitz, und auch der ist spter General geworden. Seydlitz und Zieten waren die beiden berhmtesten Neitergenerale, die der König hatte. Dazu hatte der König auch noch eine tchtige Artillerie, und den Oberbefehl der alles fhrte er immer selbst. 4. Der erste und zweite Schlesische Krieg (0). Die Kriege nun, die der König zu führen hatte, gingen gegen Osterreich. Da war der Erzherzog gestorben, der auch König von Bhmen und von Ungarn war. Er war aber auch Kaiser von Deutschland gewesen. Der hatte nun keine Shne, und so konnte auch kein Sohn von ihm Deutscher Kaiser werden. Er wollte aber, seine Tochter Maria Theresia sollte in fter-reich und Bhmen und Ungarn die Regierung bekommen, und ihr Mann, der sein Schwiegersohn war und Franz hie, sollte Deutscher Kaiser werden. Als aber der Kaiser starb, whlten andere Fürsten einen andern Kaiser, nmlich den Kurfrsten Karl von Bayern, und der wollte auch Osterreich erben, weil er auch zu Maria Theresia der Netter war, und er war doch ein Mann, und Maria Theresia war eine Frau. Und es war sonst in Osterreich nicht Mode gewesen, da auch Frauen regierten. (M) Nun htte der König von Preußen schon lange die schne Pro-vinz Schlesien erben mssen, das ist das schne Land mit dem Riesen-gebirge, wo Rbezahl wohnt und wo an der Oder die groe schne Stadt Breslau liegt. Die hatte der Kaiser dem König von Preußen nicht ge-lassen, sondern hatte sie fr sich selbst genommen und zu Osterreich ge-schlagen. Als nun der König von Preußen hrte, da der Kaiser gestorben war und Maria Theresia wollte Osterreich erben, da war er gerade in Rheinsberg und lag krank am Fieber. Aber sowie er die Botschaft be-kam, merkte er, da er jetzt Schlesien bekommen knnte. Er wollte nmlich zu ihr sagen: Gndige Frau, wollen Sie mir jetzt Schlesien geben, so will ich Ihnen beistehn; wollen Sie es 'aber nicht, so werde ich dem Kurfrsten Karl von Bayern Helsen, da er Kaiser wird, und auch die sterreichischen Lnder bekommt. Denn das Unrecht mit Schlesien will
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 108
1 85
2 51
3 39
4 260
5 832
6 19
7 242
8 19
9 10
10 563
11 26
12 95
13 51
14 0
15 52
16 206
17 19
18 42
19 109
20 1
21 64
22 36
23 8
24 109
25 379
26 116
27 60
28 516
29 73
30 124
31 9
32 4
33 147
34 204
35 56
36 128
37 1249
38 134
39 235
40 66
41 20
42 36
43 33
44 7
45 437
46 71
47 116
48 50
49 37

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 1
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 4
18 0
19 1
20 5
21 1
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 5
35 0
36 2
37 2
38 1
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 1
58 0
59 0
60 4
61 0
62 0
63 0
64 2
65 0
66 0
67 0
68 1
69 1
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 2
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 1
31 1
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 1
39 2
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 0
59 1
60 1
61 4
62 0
63 0
64 1
65 0
66 0
67 4
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 2
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 1
101 0
102 0
103 1
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 1
151 1
152 1
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 1
172 0
173 0
174 5
175 1
176 0
177 0
178 1
179 2
180 0
181 0
182 0
183 3
184 0
185 1
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 0
195 0
196 1
197 0
198 0
199 0